Kooperationen

Inszenierung im Bergwerk - Träumen unter Tage 14. April 2021

Inszenierung im Bergwerk
RIBAG Cortis & Sonderegger

Konzeptbezogene, aufwendige Inszenierungen mit grosser Aussagekraft – dies ist die Handschrift des Künstlerduos Cortis & Sonderegger, das soeben die Schweizer Auszeichnung «Fotografen des Jahres» erhalten hat. Für RIBAG inszenierten sie im Bergwerk Herznach erstmals einen «Traum». Die kuriose Badeszene spielt sich im Licht der neuen Leuchte VIOR ab.

Das Bergwerk Herznach, in welchem bis 1967 Eisenerz gewonnen wurde, gilt als eine bedeutende Ammoniten-Fundstelle der Schweiz. Der öffentlich begehbare und bestens erhaltene Stollen hat fotografisch einiges zu bieten. Diese dunkle Welt im Untergrund mit einer technisch hochentwickelten Lichtlösung in Verbindung zu bringen, war eine Herausforderung für das Duo.

Die Inszenierung
Die Idee der Inszenierung entstand mit viel Spontaneität: «Wir haben schon viele surreale Welten geschaffen. Die Darstellung einer Traumsequenz war aber das erste Bild dieser Art», erläutert Adrian Sonderegger. Ihre künstlerische Kernidee war die Schaffung einer Wohlfühloase in der kalten und unwirtlichen Welt des Bergwerkes. Mit einer Badewanne als zentralem Objekt, einfach, aber mit grosser Aussagekraft. Das Licht trägt massgeblich zur transportierten Stimmung bei, es «entführt» den Bergwerksarbeiter in eine Welt voller Wohlbefinden.

Der Arbeiter, der unter Tage in Dunkelheit arbeitet, wird durch das Licht von VIOR in eine so angenehme Stimmung versetzt, dass er sich der Situation hingibt, einschläft und in eine Szene versetzt fühlt, welche pure Entspannung ausdrückt. Seine Traumwelt ist warm, frisch duftend und rein. Aus einem unwirklichen Ort wird ein Zuhause.

Dass die Inszenierung der allgemeinen Vorstellung eines Bergwerkes widerspricht, finden die beiden Künstler besonders spannend: «Die Szene mit einer Badewanne in einem Bergwerk macht ja überhaupt keinen Sinn, wir wollten einen möglichst grossen Kontrast herstellen», erklärt Jojakim Cortis. Das Bild ist irritierend und intim zugleich, es strahlt eine ruhige Ästhetik, Wärme und Geborgenheit aus.

Die Wirkung des Lichtes
Die Leuchte VIOR stellte zur Gestaltung der Szene die Hauptlichtquelle dar. Für das Fotoshooting war kein zusätzliches Licht erforderlich, obwohl man in der Dunkelheit des Bergwerkes kaum die Hand vor den Augen sieht. «Die Leuchte ist sehr schön als alleinige Lichtquelle - ästhetisch und unaufdringlich. Der Raum wirkt durch die Deckenbestrahlung viel höher, als er tatsächlich ist, und durch das gerichtete Licht nach unten wird dem Betrachter klar: Was da unten passiert, ist die Hauptszene», führt Adrian Sonderegger zur Lichtwirkung aus. Weil natürliches Licht für die inszenierten Fotografien «unzuverlässig» ist, verwenden Cortis & Sonderegger ausschliesslich künstliches Licht ihrer Blitzgeräte zum Ausleuchten. Die beiden beginnen ihre Werke in einem ganz dunklen Raum und entscheiden als Erstes, woher das Licht kommen soll. «Gerade deshalb war das Shooting für die RIBAG sehr spannend und entsprach absolut unserem Stil», sind sich die Künstler einig.

Making-of
In der totalen Dunkelheit des Bergwerkes wurde als Erstes die Leuchte installiert, danach fand die Platzierung der Objekte im Lichtkegel der VIOR statt. Es war bitterkalt, und das Wasser musste mit einem Tauchsieder erwärmt werden, schliesslich sollte sich der Darsteller tatsächlich in eine gefüllte Badewanne legen, um ein möglichst authentisches Bild abzugeben. Unterstützt mit etwas Trockeneis wurde der Dampf dargestellt. In die Badewanne gelegt hat sich der Aargauer Rolf Huber, frisch pensionierter RIBAG Mitarbeiter und stolzer ehemaliger Schnurrbart- Europameister. «Klar wäre es naheliegender und am ästhetischsten gewesen eine schöne Frau abzubilden, aber das war uns zu einfach. Ausserdem gab es vermutlich keine Frauen in den Bergwerken, und die Inszenierung eines Arbeiters war zentral», erklärt Jojakim Cortis. Es wurde viel gelacht, bis die fertigen Bilder im Kasten waren. Dabei arbeiteten die beiden Fotografen Hand in Hand, als gut eingespieltes Team – so, wie sie das immer tun bei ihren Projekten.

Über die Künstler
Kennen gelernt haben sich Cortis & Sonderegger an der Kunsthochschule in Zürich, in welcher sie fünf gemeinsame Studienjahre verbrachten und eine praktische Abschlussarbeit zum Thema «Inszenierte Orte» gestalteten. Damit war der Grundstein für die weitere Auseinandersetzung und Vertiefung mit dem Thema gelegt. Die Theoriearbeit schrieben sie, ebenfalls gemeinsam, über Künstlerpaare und leben dieses Modell heute selbst. Auch wenn man sich das Leben als Künstler sehr ausgefallen vorstellt, beschreiben die beiden Familienväter ihren Tagesablauf als «relativ unspektakulär»: «Wir arbeiten, wie andere auch, wir führen kein Künstlerleben. Früher schon, da arbeiteten wir bis spät in die Nacht und schliefen auch mal im Atelier. Heute schätzen wir die Freiheit der Selbstständigkeit. Da wir beide Familien haben, sind feste Zeiten notwendig, in welchen wir uns sehen und arbeiten können», so Adrian Sonderegger. Die Inspiration zu ihren Werken finden die beiden übrigens an Ausstellungen, in Filmen und Büchern, beim Anschauen anderer Fotografenarbeiten oder im Internet. «Dabei gibt es absolut kein Copy-Paste. Es ist vielmehr ein Einsaugen von Eindrücken. Diese werden dann mit der eigenen Meinung vermischt und in die heutige Zeit versetzt. Alle Eindrücke zusammen lassen wir sich setzen und entwickeln daraus neue Ideen», führt Jojakim Cortis aus.

Das neuste Werk «Double Take»
Alles begann während einer Sommerflaute: Cortis & Sonderegger hatten gerade keine Aufträge umzusetzen, und ihnen kam die Idee, die am teuersten gehandelten Werke der Fotografie neu zu inszenieren. Das teuerste Bild zu dieser Zeit war «Rhein II» von Andreas Gursky, eine abstrakte und in ihren Worten «eine eigentlich unspektakuläre» Fotografie vom Rhein. Cortis & Sonderegger wollten das Bild aus seiner zweidimensionalen Struktur lösen und es dreidimensional darstellen. Sie bauten die Szene in ihrem Studio mit einem Modell nach und fotografierten es. Unbeabsichtigt sind auf den Bildern noch «Bastelutensilien» des Studioaufbaus sichtbar, wodurch dem Betrachter klar wird, dass es sich um einen Modellbau handelt. So erreichen die beiden Künstler die Vortäuschung einer perfekten Wirklichkeit, die Auflösung des Bekannten durch Platzierung verschiedenster Objekte am Bildrand, wie Kleber, Klammern, Pinsel und andere Werkzeuge.

Der Effekt
Die Darstellung selbst erzählt eine Geschichte, die Fotografie, mit der Sichtbarkeit der Studiomaterialien, eine zweite – Double Take. In ihrem kürzlich erschienenen Buch zeigen Cortis & Sonderegger diverse Rekonstruktionen geschichtsrelevanter und bekannter Bilder und eröffnen neue Perspektiven und Blickwinkel.

RIBAG Cortis & Sonderegger

Inszenierung im Bergwerk - Träumen unter Tage

RIBAG Cortis & Sonderegger

Inszenierung im Bergwerk - Träumen unter Tage

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Inspiration — Photografen-Duo Cortis & Sonderegger