Baustile verschiedener Epochen prägen die Gebäude des dichten Wohnquartiers in Meilen. Mitten im Südhang mit traumhaftem Blick Richtung Zürichsee und Berge befindet sich ein Gebäude, das ins Auge sticht.
«Unsere gestalterische Antwort auf die Hanglage war ein in sich ruhender, horizontal ausgerichteter Baukörper.»
Prisca Lieberherr, Architektin
«Die Auseinandersetzung mit diversen Referenzen aus der Moderne, darunter auch der Villa Tugendhat, hat das Projekt entscheidend geprägt», betont Architektin Prisca Lieberherr, die das Projekt zusammen mit Silvia Schneider entworfen und ausgeführt hat. Die Bauherren hätten eine Affinität zur modernen Architektur und seien zudem experimentierfreudig gewesen, fügt Lieberherr an. Tatsächlich erinnert das Einfamilienhaus an die Villa Tugendhat, ein Hauptwerk der Moderne, die 1929 vom Architekten und Bauhaus-Direktor Mies van der Rohe entworfen wurde. Es fasziniert auch heute noch dank seiner klaren Form und seinem Wechselspiel zwischen innen und aussen. Eine ausgeklügelte Terrassenlandschaft, ein langgestreckter Wintergartenkorridor und grosszügige Fensterbänder lassen die Architektur mit der Landschaft verschmelzen. Die Topografie war zentral für die Entwicklung der Gebäudeform. «Unsere gestalterische Antwort auf die Hanglage war ein in sich ruhender, horizontal ausgerichteter Baukörper», erläutern die Gründerinnen von Schneider Lieberherr Architekten.
Architekten
Schneider Lieberherr Architekten
Zürich
Lichtplanung
RIBAG Project
Fotos
Karin Gauch und Fabien Schwartz
Hinsichtlich Raumprogramm und Dimensionen hatten die Auftraggeber klare Vorstellungen. Auf den beiden unteren Ebenen sind Garage, Hobbyraum, Einliegerwohnung und Wirtschaftsraum untergebracht. Der Wohn- und Essbereich liegt im Erdgeschoss und ist mit einer grosszügigen Fensterfront versehen. «Auf dieser Etage wählten wir Fenster mit schlanken, schwarzen Rahmen und eine Spezialverglasung, während im Obergeschoss normale Holz-Metall-Rahmen-Fenster zum Einsatz kamen», sagt Prisca Lieberherr. Im Unterschied zum aktuellen Trend hin zu raumhohen Glasfronten schlugen die Architektinnen horizontal durchlaufende Fenster mit tiefen Brüstungen vor. «Diese sorgen für Privatsphäre im dicht bebauten Umfeld, ohne jedoch die Seesicht im Wohngeschoss einzuschränken», erklärt sie. Im oberen Geschoss mit den Schlafräumen sind die Fenster kleiner gefasst und ebenfalls mit Brüstungen versehen. Um das Gebäude optisch im Hang zu verankern, wurde die Sockelfassade mit Naturstein, genauer mit Marmor, eingefasst. Ein Material, das sich im Innern fortsetzt. «Die Bauherren wünschten hochwertige Materialien und wählten hellen Marmor für den Innenausbau», erläutern die Architektinnen. So entstand die Idee, den Marmor Crema Avorio in verschiedenen Oberflächenbehandlungen nicht nur im Innenbereich, sondern auch an Fassade und Brüstungen einzusetzen.
Was sich ebenfalls konsequent durch das gesamte Projekt zieht, ist das Farbenkonzept Schwarz-Weiss. Das Herzstück ist die schwarze Stahltreppe, eine markante Raumskulptur, die das Gebäude erschliesst. Ebenfalls in schwarz gehalten ist die Küche. Ein besonderer Hingucker ist die dunkelgrüne Tapete mit den dezenten Pflanzenornamenten, ein Vorschlag der Bauherrin.
«Bei der Beleuchtung haben wir uns bewusst auf eine einzige Marke konzentriert und schwarze Leuchten aus verschiedenen Kollektionen von RIBAG gewählt, um das einheitliche Erscheinungsbild zu unterstützen.»
Prisca Lieberherr, Architektin
Die Schwarz-Weiss-Thematik und die zurückhaltende, konsequente Materialisierung, die sich von aussen nach innen zieht, entsprechen den Vorstellungen der Bauherrschaft. Sie verleihen dem Einfamilienhaus Charakter und ein stimmiges Gesamtbild, das sich bis ins Detail durchs Gebäude zieht.
Ein schönes Projekt aus Sicht der Architektinnen. «Natürlich sind unsere Wohnbauprojekte sehr unterschiedlich, aber wir streben immer eine gestalterische Einheit und ein übergreifendes, stimmiges Materialkonzept an.» So ist das Objekt, das im Herbst 2018 fertiggestellt wurde, nicht nur ein Traumhaus für die Bewohner, sondern auch ein vorbildliches Projekt für die Architektinnen.