Design Interviews

DIZCO - Die leuchtende Glasscheibe, von der Natur inspiriert 04. November 2024

Interview mit Creative Director Pascal Amacker

Genaue Beobachtung ist essentiell – in der Natur, wie auch im Verhalten des Lichts. Bei der Entstehung der DIZCO hat die Natur in vielerlei Hinsicht eine Rolle gespielt.

«Form und Funktion einer neuen Leuchte sollen ganz nach dem Motto ‚Keep it simple - so einfach wie möglich, so kompliziert wie nötig erfolgen» beschreibt Pascal Amacker, Creative Director bei RIBAG, sein Vorgehen. DIZCO ist aus der Idee heraus entstanden, eine Leuchte zu entwickeln, welche transparent, fast unsichtbar erscheint, aber in eingeschaltetem Zustand – ähnlich wie die Sonne - zur leuchtenden Scheibe wird.

Die schimmernde Glasscheibe

Ganz nach dem Prinzip der VIOR - zwei Lichtwirkungen zu erzeugen - startete der Entwicklungsprozess. Das Team im RIBAG Design Studio stellte sich allerdings eine Leuchte in einem deutlich grösseren Massstab vor, als welcher von bisherigen Kollektionen. Bei der Decken- und der Pendelleuchte sollte ein brillantes Downlight mit einem Ausstrahlwinkel von 60° für klare Konturen sorgen sowie Farben und Materialien greifbar inszenieren. Bei beiden Leuchten, wie auch bei der Wandleuchte sollte zusätzlich ein grosser Diffusor mit einem Durchmesser von 400 mm wirkungsvolles Indirektlicht erzeugen. Aber wie bekommt man eine Fläche durch Lichteinspeisung zum Leuchten? Wie verhält sich das Licht? Fragen wie diese, waren Ausgangspunkt von zahlreichen Versuchen und Tests.

«Gestaltung hat viel mit genauer Beobachtung, Sorgfalt und Präzision zu tun», beschreibt Pascal Amacker die Herausforderung. «Man kann viel lernen, wenn man genau hinschaut, wie sich das Licht verhält», führt er weiter aus. Trifft ein Lichtstrahl in einem flachen Winkel auf die Fläche eines transparenten Materials auf, wird er im Material reflektiert, ohne die Fläche zu durchdringen - analog der Lichtleitung in einem Glasfaserkabel. Wenn eine Oberfläche aufgeraut, bedruckt oder verformt ist, sodass eine Spiegelung an der glatten Fläche verhindert wird, bleibt der Lichtstrahl dort an der Oberfläche „hängen“ und wird ausgekoppelt. Dies wird als ‚leuchten‘ wahrgenommen.

«Neue» Lichttechnik – Leuchten durch Restlicht

Ein anfänglich montiertes LED-Band speiste zwar maximal Licht in die Scheibe, hatte aber den Nebeneffekt einer unangenehmen Blendung an der Kante. Die Lösung brachte eine lichttechnische Innovation, nämlich eine Indirektplatine, welche durch einen mattierten Innenbereich auf der Scheibe Licht in den Raum abgibt. «Streulicht, welches in der Scheibe hängenbleibt, und seinen Weg Richtung Scheibenkante macht, wird nun durch die Rasterpunkte auf der Scheibe und über die Aussenkante gekoppelt. Die Scheibe leuchtet durch eine Art Restlicht», erklärt Pascal Amacker stolz.

Punktraster – Licht wird sichtbar gemacht

Um das Licht auszukoppeln, bedarf es eines ausgeklügelten Systems – einem Punktraster mit organisch optimierter Anordnung, inspiriert durch die Facettenaugen eines Insekts. In unzähligen Versuchen wurden Faktoren erforscht, wie - in welchen Abständen die Punkte auf der Scheibe angeordnet werden sollen, welche Grösse sie aufweisen und in welchem Radius sie aufgedruckt werden sollen. Er habe lange ‚getüftelt‘, lacht Pascal Amacker und präsentiert viele Designskizzen später die Lösung für DIZCO – nahezu 60‘000 Punkte, jeder Punkt von Hand gesetzt, parametrisch gleichmässig verteilt und von innen nach aussen grösser werdend. Dieses Raster wurde in einer hochauflösenden Grafik festgehalten und sorgfältig auf das Glas gedruckt. Das Licht bleibt an den Punkten hängen, wird gestreut und für das menschliche Auge sichtbar. Es entsteht die Wahrnehmung einer leuchtenden Scheibe.

Formale Zeitlosigkeit

Seit Jahren gestaltet RIBAG Leuchten mit klar verständlichen Formen und Grundkörpern. Auch bei DIZCO ziehen sich sauber abgeschrägte Kanten durch alle Elemente, vom Baldachin über die obere Fixierung zur Glaskante bis zur unteren Halterung. Die Leuchte wirkt wie ein organischer Körper und aus einem Guss gefertigt. Die Scheibe besteht aus einem 6mm dicken Sicherheitsglas welches bei einem Bruch keine scharfen Kanten bildet.  

Bei der Pendelleuchte wird, mittels filigraner stromführender Aufhängung, der Eindruck eines schwebenden Lichtkörpers erschaffen. Ihre reduzierte, klare Formensprache macht die Leuchte zu einer dezenten, zeitlosen Lichtquelle im Raum. In ausgeschaltetem Zustand, wenn keine Lichtreflektion mehr stattfindet, tritt die Transparenz der Glasscheibe in den Vordergrund, die Leuchte verschwindet fast in ihrer Optik und hält sich dezent im Hintergrund. «Sie ist ein Art Chamäleon», ergänzt Pascal Amacker schmunzelnd.

DIZCO generiert Atmosphären mit hoher Aufenthaltsqualität, in welcher der Mensch sich wohlfühlt und entspannen oder konzentriert arbeiten kann. Die dezente, zeitlose Lichtquelle eignet sich für den Einsatz im hochwertigen Wohn- und Objektbereich.

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